Marina Belobrovaja

THE DNA_PROJECT

THE DNA_PROJECT
1. Januar 2012

Es begann mit einer skurrilen Google-Anzeige:

„Sind Sie Jude? Haben Sie jüdische Wurzeln? Sind Sie ein Levi oder ein Cohen? Mit einem DNA-Test von iGENEA kann Ihr DNA-Profil auf diese Merkmale hin untersucht werden.“

Nachdem ich mich überzeugt habe, dass die Webseite der Zürcher Firma iGENEA kein Fake war, begann ich zu recherchieren: Was will und kann ein derartiger Test genau besagen und aufgrund welcher biologischen Merkmale tut er das? In einem der gefundenen Zeitungsinterviews berichtete die Firmeninhaberin, Joelle Apter – deren eigene jüdische Zugehörigkeit betont wurde –, dass die angebotenen DNA-Tests in der jüdischen Gemeinde sehr beliebt seien. Nun fragte ich mich, warum Menschen, die sich jüdisch identifizieren, ein derartiges Angebot in Anspruch nehmen. Denn so innovativ die angewandten technischen Mittel auch sein mögen, so keineswegs neu ist die Hypothese von der Existenz eines „jüdischen Gens".

Ich habe Gespräche mit Menschen in den Ländern geführt, in denen ich selbst gelebt habe: die ehemalige Sowjetunion, Israel, Deutschland und die Schweiz. Dabei ging ich nach dem Kettenprinzip vor: mit einem 5-minütigen Videostatement wechselte ich von einer Person zur nächsten, zeigte ihr die Aufnahme der Vorgänger:in, zeichnete wiederrum ihre Reaktion auf und wanderte mit der Aufnahme zur nächsten Person u.s.f. Dabei habe ich bewusst keine Fragen gestellt und die thematische Ausrichtung der Statements den Protagonist:innen überlassen.

Das Projekt, das in einer zweisprachigen Publikation mündete, versammelt Stimmen von 45 Protagonist:innen und wurde in Zusammenarbeit mit den Zürcher Grafikerinnen Tarzan+Jane realisiert.