Ob auf der Flucht vor Krieg, Hunger oder Langeweile, auf der Suche nach Sicherheit oder extremen Erlebnissen – noch nie waren so viele Menschen in der Welt unterwegs und die Gründe für ihre Mobilität so vielfältig. Die Grenzen zwischen den sozialen Rollen von Tourist:nnen und Migrant:nnen verlieren zunehmend ihre Schärfe.
Dennoch hält der privilegierte Norden weiterhin an einer klaren Trennung dieser Begriffe, deren Infragestellung stets einer Bedrohung unserer wirtschaftlichen, sozialen und politischen Existenzprämissen gleichkommt.

MULTIKULTI-TOURS ist eine geführte Tour für Ausländer:nnen durch die Berner Innenstadt. Die Exkursionsroute orientiert sich allerdings nicht an den konventionellen kulturhistorischen Highlites. Vielmehr wird versucht, den ausländischen Besucher:innen der Schweizer Alltag mit seinen Sitten und Bräuchen näher zu bringen.

Also besichtigt die Gruppe besondere Orte, wie etwa das Einwohneramt, ein Szene-Café, eine Bank, eine Kleiderkette, ein Coiffeursalon oder ein Sexshop, macht viele Fotoaufnahmen und hört den Erläuterungen des Guides zu. Seine Ausführungen basieren auf einer Zusammenstellung von Ausschnitten aus der aktuellen Presse, die im Vorfeld nach Artikeln mit den Worten „Herr und Frau Schweizer“ abgesucht wurde.

Das Projekt wurde im Rahmen des Performance-Festivals Bone 2011 im Schlachthaustheater Bern in Zusammenarbeit mit Bleiberecht Zürich und Bern sowie der Autonomen Schule Zürich realisiert. Die Mehrheit der Mitwirkenden verfügte zum Zeitpunkt der Durchführung über keinen geregelten Aufenthaltsstatus in der Schweiz.
Andreas Heusser übernahm die Funktion des Tour-Guides, Guido Henseler hielt die Tour auf Video fest.