GEMÜSEBAU
Die Beobachtung, dass der Konsum regional erzeugter Lebensmitteln trotz oder gerade wegen der sich globalisierenden Nahrungsmäkte einen immer grösseren Zuspruch der Bevölkerung erfährt, beschäftigte mich. Zunehmend waren wir, Verbraucher:innen also in der Lage, durch ein bewusstes Kaufverhalten Entwicklungen auf dem globalen Lebensmittelmarkt mitzubestimmen.
Zugleich stellte sich mir die Frage, inwiefern der Trend zum Konsum regional und biologisch erzeugter Lebensmittel der weltweiten Ausbeutung von Ressourcen entgegenwirken kann. Waren diese Bemühungen um ein ethischeres Konsumverhalten gegen die gewinnorientierte Agrarpolitik Europas weltweit als widerständig zu verstehen oder führten sie vielmehr zur Verschleierung derselben?
An einem winterlich kalten Tag wurde auf dem Helvetiaplatz in Zürich ein GEMÜSEBAU, bestehend aus einem Gewächshauszelt mit einem üppigen Gemüsebeet in seinem Innern aufgestellt. Das Zelt wurde an eine grosse, in unmittelbarer Nähe installierte „Heizzentrale" angeschlossen, die warme Luft über einen Schlauch ins Innere des Zeltes mit nicht zu überhörendem Lärm beförderte. Das Grössenverhältnis der Anlage zeigte ein plakatives Missverhältnis zwischen dem Gewächshaus und der übertrieben voluminösen Heizvorrichtung.
Im Innenraum des Gewächshauses wurde den Besucher:innen die ökologische Bedeutsamkeit der regionalen Gemüseproduktion vermittelt. Das angewandte Vokabular dieses über mehrere Stunden hinweg im Loop laufenden Vortrags orientierte sich am Werbejargon einheimischer Lebensmittelkonzene.
Der kontinuierliche Lärm der Heizmaschine machte sich im Innern des Zeltes allerdings derart bemerkbar, dass der Vortrag sowie eventuelle Gespräche unter den Besucher:innen nur schreiend bewerkstelligt werden konnten.