Marina Belobrovaja

FRISCHGEMÜSE

FRISCHGEMÜSE
Mai 2009

FRISCHGEMÜSE wurde als Antwort auf die freundliche Einladung zur Teilnahme an der „Subversiv Messe“ in Linz – der internationalen Ausstellung politisch engagierter Kunst konzipiert. Die Frage, ob die performative Installation der Globalisierungskritik oder der Kritik an den Globalisierungskritiker:innen in die Hände spielte, wurde bewusst den Partizipient:innen überlassen.

An einem Gemüsestand war eine Auswahl frischer Tomaten verschiedener Sorten, Herkunft und Preisklassen angeboten: von Golden Star aus Südafrika für 20 Cent das Stück, über Ziona aus Israel und Marzano Palermo aus Italien bis hin zur Bio-Marklhoftomaten aus dem nah gelegenen St. Pölten für stolze 1.50 Euro das Stück.

Direkt hinter der Verkaufsfläche befand sich ein Schiessstand, an dem Besucher:innen die Möglichkeit erhielten, die ausgewiesenen Haie der globalen Marktwirtschaft anzuprangern. An der Rückwand angebrachte Logos von Kraftfoods, Nestle, Lidl, Coca-Cola, Starbucks & Co fungierten hierfür als Zielscheiben. Als Wurfgeschosse sollten Tomaten – wir es im pazifistischen linken Widerstand häufig vorkommt – angewandt werden, die direkt vor Ort zu erwerben waren.

Das Projekt wurde mit Unterstützung von Ana Strika und Valentin Altorfer im im Rahmen der "Subversiv Messe" in Linz realisiert.

Marina Belobrovaja schaffte es mit ihrer hintergründigen Performance wirklich subversiv zu sein: Auf ihre Kritik am blinden Aktionismus fielen so gut wie alle Messebesucher herein. Die Verführung eine Tomate auf böse Logos zu werfen, war eben einfach zu groß. Marina: "Es fällt auch auf, dass in diesem Umfeld noch immer die Bio-Tomate am liebsten geworfen wird." Auch die Bio-Tomate war übrigens Fake – ebenso wie der überzogene russische Dialekt. Die Tomaten rotteten vor sich hin und nach drei Tagen stank es schon gewaltig. Und aus dem Radio tönte übrigens, falls mal jemand ein Logo mit der "Munition" traf, die Internationale – in verschiedenen Sprachvariationen.
von Alain Bieber, rebelart.net